Streifzug durch die ersten Häuser von Lauresham

06.10.2012

Die Neugier ist groß – viele Menschen wollten in den vergangenen Wochen mehr zu Lauresham erfahren.

Am Samstag, den 6.10. war es soweit. Alle Interessierten konnten ihren Wissensdurst bei der vom Kuratorium Weltkulturerbe Lorsch initiierten Baustellenführung stillen und erfuhren von Dr. Hermann Schefers in seiner gewohnt anschaulichen und informativen Art viel Neues über die Entstehung und Entwicklung von Lauresham.

Seit der Erteilung der Baugenehmigung am 13. August 2012 – also in nur acht Wochen – wurden Flächen gerodet, geebnet, Wege angelegt und von den 23 geplanten Gebäuden wurden bereits 10 aufgebaut.

Das Freilichtmuseum karolingischer Herrenhof Lauresham wird modellhaft zeigen, wie die Menschen im Frühmittelalter gelebt und gearbeitet haben. Das exemplarische Vorbild zum Herrenhof liefert ein in Kehlheim ausgegrabenes Beispiel aus dem 8. Jahrhundert mit Wohnhäusern, Werkstätten, Kirche, Ställen und weiteren Bauten.

Ab 2014 wird der Herrenhof voll Leben sein. Es entstehen Garten-, Feld- und Weideflächen, die mit historisch nachgewiesenen Nutzpflanzen bepflanzt werden. Schon jetzt werden Wölbäcker angelegt; um im nächsten Jahr Getreide ernten zu können. Die künftige Feldarbeit übernehmen „Darius“ und „David, zwei rätische Ochsen, die gerade die notwendigen Pflugmanöver erlernen. Ihr Unterstand ist bereits fast fertig. Gänse und Schweine ergänzen den Tierbestand.

Blickfang sind die reetgedeckten Gebäude auf dem Baustellengelände. Alle an den Baumaßnahmen Beteiligten sind Spezialisten, die sich mit den handwerklichen und technischen Voraussetzungen bei mittelalterlichen Gebäuden auskennen. Die beauftragte Zimmerei beispielsweise wirkte an den Wikingerhäusern in Haitabu mit. Gefertigt wurden die Teile in Husum.

Aufgestellt werden sie derzeit von Fachleuten in Zusammenarbeit mit Archäologiestudenten.

Natürliches Material und Handarbeit

Dr. Hermann Schefers zeigte den Besuchern Holzspaltbohlen und Holzdübel, wie sie im Mittelalter zum Errichten von Häusern verwendet wurden. Sie werden auch für Lauresham mit der Hand aus dem Stamm heraus gespalten - in etwa so wie vor 1200 Jahren. Dafür wird Eichen- und Lärchenholz genutzt. Die härtere Eiche wird für alles, was mit der Witterung in Verbindung kommt verwendet, das Lärchenholz für die Dachaufbauten und Geschoßunterteilungen.
Das Schilfgras für die vier Reetdächer wurde aus Rumänien importiert, weil es hier nicht mehr ausreichend wächst.
Ein Reetdach benötigt viel Material: für die Dachfläche von 180 qm verarbeitet der Dachdecker aus Norddeutschland etwa sieben Tonnen Schilfgras, was1.900 Schilfbündeln entspricht. Am Dach befestigt wird das Schilf wie im Mittelalter mit Hanf oder Weidenschösslingen. Das Reetdach ist etwa 60 cm dick. Wenn es korrekt konstruiert wurde, dringt der Regen nur etwa 6 cm tief ein und es überdauert mindestens 30 Jahre. Zwei der Gebäude erhalten Dächer mit Spaltbohlen - einmal horizontal und einmal vertikal gedeckt, um herauszufinden, welche Bauweise besser hält.

Als Gebäudewände werden geflochtene Weideäste eingezogen, die mit gelbem Lehm aus Malsch verdichtet werden. Auch der Boden wird aus einzelnen Lehmschichten schrittweise aufgebaut.

Trotz aller mittelalterlichen Atmosphäre wird es natürlich Strom in Lauresham geben, denn in den Innenräumen ist er zum Darstellen der Funktionsweisen von Gegenständen und der didaktischen Materialen notwendig. Geplant sind auch regelmäßige Messungen der Wasserqualität im Brunnen oder zum biologischen Klima der Häuser und Äcker. Die wissenschaftliche Arbeit hört also mit der Fertigstellung des Herrenhofs nicht auf. Im Gegenteil: Ab 2014 kann das Funktionieren der Färberei, des Getreideanbaus, der Tierhaltung und das Zusammenwirken aller Faktoren konkret wissenschaftlich erforscht werden.

Für die Pflege des Geländes werden drei Mitarbeiter zuständig sein. Hinzukommen pädagogische Mitarbeiter, wobei Dr. Hermann Schefers hier auf mindestens zwei profilierte Mitarbeiter hofft.
Ganz herzlich bedankte sich Dr. Schefers am Ende für die tatkräftige Unterstützung von vielen Seiten. Ohne die ehrenamtliche Mitarbeit und dem ideenreichen Engagement vieler Helfer wäre der Aufbau von Lauresham längst nicht so weit fortgeschritten. Das Katasteramt in Heppenheim ermöglichte mit einem Projekt für Auszubildende das kostenfreie Vermessen von Lauresham und die architektonischen Planungen und Zeichnungen hat Frau Dr. Papajanni in ihrer Freizeit erstellt. Auch Volker Knaup vom Bauamt Lorsch und sein Bauhof sind stets für Fragen und Unterstützung ansprechbar.

Renate Rein

 

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