Kuratorium besucht Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach

10.09.2023

Der Verein lud seine Mitglieder zu einer Studienfahrt zu der vom Schreiber Karls des Großen, Einhard, gegründeten Basilika in den Odenwald ein. Herrmann Schefers referierte kurzweilig informativ über die Geschichte des Ortes und seiner Reliquien.

Gründe für eine Fahrt in den schönen Odenwald gibt es bekanntlich viele; allein für die Einhardsbasilika sind es in diesem Jahr drei: Genau 950 Jahre ist es her, seit Lorscher Mönche am Karfreitag 1073 die damals schon stark verfallene Anlage wieder in Betrieb nahmen, dort eine Propstei gründeten, um von hier aus die Mark Michelstadt für eine wesentlich verstärkte Bewirtschaftung und auch Besiedelung weiter zu entwickeln. Dass es die Steinbacher Basilika war, die von dem Karlsbiographen Einhard bis Ende 827 erbaut wurde und nicht etwa ein Vorläuferbau der Michelstädter Stadtkirche, wie man lange Zeit glaubte, das weiß man seit genau 1873: Damals, an einem schönen Juniabend soll es gewesen sein, fand der Darmstädter Professor für Kunstgeschichte heraus, dass die Basilika übereinstimmende bauliche Details mit der Seligenstädter Abteikirche aufweist, die Einhard nach 830 dort erbauen ließ – die Arkadenpfeiler beider Kirchen bestehen aus Backsteinen mit breiten Mörtelfugen, ganz in römischer Manier. Ja, und Georg Schaefer ist 1823 in Mainz geboren, wäre also heuer 200 Jahre alt geworden.

Fünfzehn Mitglieder des Kuratoriums kamen zusammen, um unter der Führung von Dr. Hermann Schefers die Einhardsbasilika zu besuchen – da ging es zunächst natürlich um Leben und Werk Einhards (ca. 770-840), der nicht nur ein bedeutender Gelehrter war, sondern auch ein überaus einflussreicher Funktionär zweier Kaiser, der nach Karls des Großen Tod Einkünfte aus sieben bedeutenden Königsklöstern bezog, die er gleichzeitig für den Königsdienst zu ertüchtigen hatte. Auch als Künstler, als Schreiber gedankenreicher Briefe, als Freund des Lorscher Abtes Adalung und als Grundherr wurde Einhard in der Fantasie der Reiseteilnehmer wieder lebendig. Spannend auch die Geschichte der Reliquien der Heiligen Marcellinus und Petrus – ihre Auffindung in Rom, ihre Überführung nach Steinbach und dann weiter nach Seligenstadt, das damals noch Mulinheim hieß. Die Basilika, die sich Einhard als Rückzugsort für sich und seinen Stab aus Geistlichen im Odenwald erbauen ließ, war für damalige Verhältnisse ein ganz moderner Bau, elegant, mit dezenter Bauzier von höchster Qualität. Aber auch die späteren Zutaten des 12. Jahrhunderts und der folgenden Zeiten lassen sich sehen: Beeindruckend ist immer wieder der seit dem 12. Jahrhundert intakt gehaltene und immer wieder ertüchtigte Dachstuhl, durchaus aber auch das solide Sichtmauerwerk des aus dem nördlichen Nebenchor entwickelten Gebäudeflügels, in dem sich eine kleine Ausstellung zu Einhards Reliquien befindet. Und natürlich die Unterkirche, in der auch die Stätte des Begräbnisses Einhards und seiner geliebten Imma geplant war. Daraus aber wurde nichts. Die beiden fanden ihre letzte Ruhe in der schönen Seligenstädter Basilika, wohin auch auf einhelligen Wunsch die nächste Exkursion des Kuratoriums führen wird!

Der informative Ausflug fand seinen gemütlichen Abschluss in einer Michelstäder Traditionsgaststätte und mit einem Stadtbummel, bei dem, ganz unverhofft, das Lorscher Grüppchen in den spontanen Genuß einer Spezialführung durch die in der alten Kellerei wieder zu neuem Leben erweckten Kainsbacher Getreidemühle kam. Die Kellerei selbst dürfte aus jenem „castellum“ entstanden sein, das der Lorscher Abt Gerbod Mitte des 10. Jahrhunderts befestigen ließ. Mit dem Bus ging es wieder nach Lorsch.

Teilen

Startseite

Inhalt

Kontakt

Impressum


Verein zur Förderung des  UNESCO Welterbes Kloster Lorsch e.V.

Adalherhaus | Postfach 1313
D-64649 Lorsch
post@foerderverein-kloster-lorsch.de


Verein zur Förderung des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch e.V.

Adalherhaus | Postfach 1313 | D-64649 Lorsch
pstfrdrvrn-klstr-lrschd