Carolin Schreiber zur Auflösung des Klosters Lorsch

30.11.2016

Bericht zu einem spannenden Vortragsabend

Wann wurde das Kloster Lorsch im Zuge der Reformation aufgelöst und wie ging die Auflösung vonstatten? Eine spannende Frage, zu der die bisherige Forschung unterschiedliche Datierungen und Antworten gibt. Carolin Schreiber, Historikerin an der Universität Heidelberg, entwickelt in ihrer Dissertation eine neue These, nennt keine konkrete Jahreszahl, sondern geht von einem über zehn Jahre dauernden Prozess aus, in dem sich die Auflösung des Klosters vollzog.

Im Rahmen der Reihe „Mittelalter erleben – Wissenschaftler berichten“   des Kuratoriums Welterbe Kloster Lorsch erläuterte die junge Wissenschaftlerin am vergangenen Mittwoch ihre These und gab einem großen Zuhörerkreis   Einblick in den gewählten Forschungsansatz.    

Den Ausgangspunkt bildet das Lorscher Kartular, ein Urkundenverzeichnis, das Vorgänge im Kloster zwischen 1240 und 1608 festhält. Da die Urkunden selbst nicht mehr erhalten sind, untersucht die Historikerin formale Aspekte. Anhand von Kontextanalysen und Analogien zu anderen Klosterauflösungen versucht sie zu rekonstruieren, welche inhaltlichen und organisatorischen Veränderungen sich Mitte des 16. Jahrhunderts in Lorsch abspielten.  

Die   Aneignung der berühmten Lorscher Klosterbibliothek durch den Pfalzgrafen Ottheinrich steht am Anfang des Prozesses; parallel kommt es Glaubensübertritten einzelner Mönche. Zu diesem Kreis zählt auch Carpentarius, der letzte Probst des Klosters. Als Lutheraner sichert sich Carpentarius - zusammen mit einem symbolischen Schenkungsakt des Klosters an Ottheinrich  - wohl Amt und Würden. Unter dem Herrscher Friedrich dem Frommen wird er schließlich sogar zum Calvinisten. Andere Mönche verlassen das Konvent, heiraten und übernehmen Pfarreien im Odenwald. Lorsch sei zudem ein Aussterbekonvent gewesen, vermutet Carolin Schreiber. Einzelnen Mönchen hätte es Raum geboten,  bis zu ihrem Tod an ihrem Glauben festzuhalten.

Eine Anweisung der protestantischen Herrscher, das Kloster aufzulösen, konnte die Historikerin nicht finden. Der Wandel vom Kloster zur weltlichen Schaffnerei, einer reinen Verwaltungseinheit, vollzieht sich Schreibers Auffassung nach schleichend. Den Auflösungsprozess datiert sie in die Jahre 1556 bis 1567, wobei die Resignation von Carpentarius den Abschluss bildet.

Carolin Schreibers lebendige Darstellung der Vorgänge im Kloster Lorsch, die historischen Einordnungen und Abwägungen, animierte das Publikum unter der launigen Moderation von Prof. Karl Härter zu zahlreichen Fragen. So bleibt als Fazit - ein gelungener Vortragsabend, der im Frühjahr mit neuer Thematik seine Fortsetzung findet.

 

 



Saisonausklang
 

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