Öffentliches Forum der Wissenschaft
Ort
Lauresham
Termine
So, 08.05.2022
Das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch steuert auf den Höhepunkt des Jahres zu. Am 8. Mai 2022 stellen der Leiter von Lauresham, Claus Kropp, und sein Team am Tag der Experimentellen Archäologie Themen des frühen Mittelalters zum Zuschauen und Mitmachen vor und bieten mit Vorträgen ein öffentliches Forum für die Wissenschaft. „Wir lassen unsere Besucherinnen und Besucher an diesem Tag den Forscher:innen über die Schultern schauen und möchten einen lebendigen Eindruck von der Summe unserer Arbeit vermitteln“, sagte Kropp am Freitag, den 8. April 2022 bei der Vorstellung des Programms. Es richtet sich sowohl an Familien als auch Fachpublikum und ist kostenfrei. Für das leibliche Wohl wird gesorgt sein.
Lehren für die Gegenwart und Zukunft
Auf dem begehbaren, 4,1 Hektar großen, idealtypischen 1:1-Modell eines Zentralhofes des 8./9. Jahrhunderts mit Häusern, landwirtschaftlichen Flächen und Nutztieren erhalten Gäste von 10:00 bis 17:00 Uhr beim Vorführen und durch Beteiligung an Live-Experimenten nicht nur konkrete Anschauungen zum Leben im Mittelalter. Sie gewinnen auch Eindrücke von der Vielzahl der Projekte, die Lauresham betreibt und wissenschaftlich auswertet. Dazu zählen die Erforschung des vor Jahrhunderten ausgestorbenen Auerochsen oder zum Anbau von Emmer und Dinkel in karolingischer Zeit. Viele der Unternehmungen laufen unter dem Siegel von Naturschutz und Nachhaltigkeit, haben also für die Gegenwart und Zukunft Relevanz: So kooperiert Lauresham mit vielen Partner:innen bei dem Vorhaben „A Year On The Field“ (Ein Jahr auf dem Feld), das die Bedingungen nachhaltiger Lebensmittelproduktion ermittelt.
Lauresham im internationalen wissenschaftlichen Austausch
Neben den praktischen Vorführungen bietet der Tag der Experimentellen Archäologie auch Fachvorträge in Deutsch und Englisch von Wissenschaftler:innen aus dem In- und Ausland. Die Spezialeinblicke zeigen auf, dass das mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Lauresham in vielen Feldern der Experimentellen Archäologie mit Institutionen in aller Welt zusammenarbeitet und in international operierende Netzwerke eingebunden ist. Eines davon ist das Wölbackerprojekt, welches mit internationalen Partnern und unter Einsatz von Zugrindern diese alte Ackerform untersucht und daraus Folgerungen für umweltfreundliche und klimaschützende Wirtschaftsformen ableitet. Seit 2018 ist Lauresham mit dem Auerrindprojekt, welches Beweidungsprojekte in ganz Deutschland initiiert hat, forscht und sich um eine Abbildzüchtung des Auerochsen bemüht, auch Mitglied des „European Rewilding Network“.
Übersicht über die Projektvorstellungen im Freilichtlabor:
Wölbäckerprojekt
Wie bewirtschaftete man vor 1200 Jahren Ackerflächen? Was ist von alten
Flurformen und Bewirtschaftungsweisen auf gewölbten Äckern, die durch besondere
Pflugtechnik entstehen, für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts lernen?
Raumklima
in frühmittelalterlichen Häusern
Wie effektiv konnten mittelalterliche Menschen ihre Häuser heizen? Wie war das
Wohnklima? Welche Wärmegrade waren im Vergleich zur Außentemperatur zu
erzielen?
Panzerreiterprojekt
– auf der Spur frühmittelalterlicher Schuppenpanzer (mit Live-Experiment)
Seit vielen Jahren versucht das Freilichtlabor mit Partner:innen, die komplette
Ausrüstung eines frühmittelalterlichen Panzerreiters zu rekonstruieren. In
diesem Jahr dreht es sich um den Schuppenpanzer und die Durchschlagskraft von
Kriegspfeilen.
Einbaumprojekt
(mit Stapellauf in die Lorscher Weschnitz)
Mit welchen Booten wurde die Weschnitz im Frühmittelalter vom Kloster Lorsch
aus befahren? Wie wurden Waren zu Wasser transportiert? Der Stapellauf eines
(re)konstruierten Einbaums ist um 11:00 Uhr live zu erleben.
Grubenhausprojekt
Wie wurden im Frühmittelalter Flechtwände mit Lehm verputzt? Wie wurden
sogenannte Grubenhäuser konstruiert und warum? Das Experiment geht in eine neue
Phase und das Team in Lauresham kann die Lehmwände des neuen Hausmodells fertig
stellen.
Auerrindprojekt
Wie ist der Kenntnisstand über die Wildnis vor 1200 Jahren und welche
Schlussfolgerungen sind im 21. Jahrhundert daraus zu ziehen? Das
Auerrindprojekt erforscht den im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen und
stellt sich an diesem Tag mit Originalexponaten vor.
A
Year On The Field
Auf vier Kontinenten wird derzeit in einem einzigartigen Kooperationsprojekt
Weizenanbau dokumentiert, Wissen und Fähigkeiten ausgetauscht und die
Öffentlichkeit über nachhaltige Lebensmittelproduktion informiert.
Wir
in Lorsch (Lehr- und Versuchsacker)
Seit dem Jahr 2021 betreibt das Freilichtlabor mit seinen Partner:innen im
Rahmen des regionalen Vernetzungsprojekts „Wir in Lorsch“ auch einen Lehr- und
Versuchsacker für Zugtiere bzw. tierische Anspannung im 21. Jahrhundert. Warum
ist dies auch heute wichtig?
Frühmittelalterliches Drahtziehen
Vor einigen Jahren wurde in Wölfersheim das Grab eines frühmittelalterlichen
Feinschmiedes entdeckt. Lauresham hat ein aus dem Grabinventar stammendes
Zieheisen (re)konstruiert und zeigt damit auf, wie Draht vor 1200 Jahren hergestellt
worden sein könnte.
EXARC
Twinning Projekt – auf der Spur frühmittelalterlicher Pflüge in Irland
Zwei Jahre lang hat das Freilichtlabor zusammen mit seinem Partner University
College Dublin an einer wissenschaftlich fundierten (Re)Konstruktion eines
irischen Hakenpfluges aus dem Frühmittelalter gearbeitet. An diesem Tag sollen
die Ergebnisse als Ganzes vorgestellt werden.
Übersicht zu den Vorträgen (im Besucherinformationszentrum):
13:00 Uhr
Mark McKerracher (University of Oxford / Großbritannien):
Bones, Seeds, and Lauresham: In Search of the Medieval English Plough ?
Lauresham Lecture for Experimental Archaeology
14:00 Uhr
Thérèse Kearns (Butser Ancient Farm / Großbritannien):
All is well in the Bronze Age: building and healing through experimental archaeology
14:30 Uhr
Lauren Muney (The Association for Living History, Farm and Agricultural Museums, Silhouettes by Hand / USA)
Skills Training and Preservation on Living History Sites and Open-Air Museums
15:00 Uhr
Eva Mergen (Colonial Pennsylvania Plantation / USA)
Putting
Experimental Archaeology to use on Living History Farms and beyond
15:30 Uhr
Agelika Wilhelm (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)
Die Schmiedegräber von Wölfersheim
16:00 Uhr
Astrid Stobbe (Goethe-Universität Frankfurt)
Vom Wald zur Weide und zurück? Eine vegetationsgeschichtliche Reise durch die Jahrtausende.
Kontakt für weiterführende Informationen:
c.kropp@kloster-lorsch.de
Claus Kropp
F. +49 (0)173-6450540
Pressekontakt:
Elisabeth Weymann
F. +49 (0)6172 9262 103
Dr. Susanne Király
F. +49 (0)6172 9262 109
Verein zur Förderung des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch e.V.
Adalherhaus | Postfach 1313
D-64649 Lorsch
post@foerderverein-kloster-lorsch.de
Verein zur Förderung des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch e.V.
Adalherhaus | Postfach 1313 | D-64649 Lorsch
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